“Hilfe zur Selbsthilfe” wäre eine der einfachsten Definitionen von Coaching. Dabei geht man davon aus, dass jeder von uns weit mehr Fähigkeiten, auch persönliche Ressourcen genannt, zur Lösung von Problemen besitzt, als geglaubt. Manche dieser Fähigkeiten werden ständig benutzt – sie sind „präsent“. Andere Fähigkeiten liegen, sagen wir mal, in einem Tresor verschlossen. Und einige dieser „Schätze“ sind zudem noch so verstaubt, dass sie kaum erkennbar sind.
Der Coach ist in diesem Bild ein SchlosserIn, der die Fähigkeit erlernt hat, einen solchen Tresor zu öffnen, um die verborgenen Ressourcen zu befreien und damit nutzbar zu machen. Und er hat ein Tuch dabei, um gemeinsam mit dem Besitzer den Staub von den Schätzen zu polieren. Manchmal bekommt der Coach dabei den Inhalt des Tresors nicht einmal zu sehen, nämlich beim anonymisierten Arbeiten.
Coaching ist außerdem zukunftsgerichtet und lösungsorientiert. Es geht also nicht darum, die Ursache einer Situation oder eines Problems zu verstehen, sondern vielmehr herauszufinden, wie derjenige, der das Problem hat, es lösen bzw. damit umgehen kann. Während der Begleitung des KlientenIn/Coachees findet eine Auseinandersetzung mit seiner/ihrer Situation statt. Hierbei versucht der Coach den Blick des KlientenIn auf verschiedene Aspekte des Problems, des jeweiligen Umfeldes und der inneren Einstellung zu lenken. Denn all dies hängt zusammen (Systemik). Und Änderungen können in jedem dieser Bereiche sinnvoll sein und stattfinden.
Professionelles Coaching folgt außerdem einem Prozess, der individuell variiert und meist folgende Elemente enthält:
- Wahrnehmung des Coachingbedarfs
- Kontakt/Kennenlernen
- Anliegen, Thema, Problem klären (Ist-Situation)
- Zielbestimmung (Soll-Situation)
- Interventionen/Ressourcenaktivierung
- Musterzustandsänderung
- Lösungsgestaltung
- Bildung konkreter Maßnahmen
- Evaluation
- Transfersicherung
Die beim Coaching angewandten Methoden werden Interventionen genannt. Viele dieser Interventionen sind validiert, das heißt sie sind wissenschaftlich erklärt und ihre Wirkung nachweisbar. Interventionen sind die Maßnahmen, die den Prozess begleiten und dafür sorgen, dass sich beim KlientIn/Coachee etwas „dreht“, sich etwas ändert.
Bei unseren Problemen finden wir uns oft in einem Gedankenkreisel wieder. Die Aufgabe des Coaches ist es, durch neue Impulse, eine „Ablenkung“ (Musterzustandsänderung) zu bewirken. Das kann während oder auch nach einer Coachingsitzung passieren.
(„Vier Stationen auf dem Weg zur Einsicht“, Stockdreher, 2019)
Musterzustandsänderung, ein etwas sperriger Begriff, bedeutet in etwa, ein „eingefahrenes“ Verhaltensmuster zu durchbrechen. Hierzu sagte Albert Einstein: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert“. Verhaltensmuster sind in der Regel und in vielen Situationen etwas Sinnvolles, sie geben uns Halt und sollten entsprechend gewürdigt werden. Ab und an stehen sie uns aber auch im Weg, ein bestimmtes Ziel zu erreichen.